Dissertationen
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Bartle, Christian Zeitgenössische Musik unter dem Hakenkreuz. Zur Situation der Symphonie im NS-Staat | Werke jüdischer Komponisten galten im Verständnis der NS-Musikpolitik a priori als ‚entartet‘ und ‚musikbolschewistisch‘ inkriminiert, und zwar unabhängig von ihrer ästhetisch-stilistischen Verortung. Beide Kampfbegriffe zielen ex negativo auf der Ebene der musikalischen Faktur – hier indes „ad musicam“ anstatt „ad personam“ (F. Geiger) – auf die Diffamierung jener musikalischen Innovationen, die sich seit etwa 1910 im dynamischen Klima der Neuen Musik entwickelt hatten. Trotz dieser staatlich oktroyierten Repressalien blieb die Musik insgesamt ob des Fehlens einer offiziellen Direktive, die verbindlich definierte, nach welchen konstruktiven Spezifika komponiert werden sollte, zumindest vereinzelt noch ein „Hort der Unabhängigkeit“ (H. Danuser) – anders als bspw. im Sowjetischen Realismus bot sich den Komponisten und Ausführenden von Neuer Musik so ein gewisser ästhetischer Spielraum. Das Dissertationsvorhaben hat unter der Folie von rezeptions-, kompositions-, institutions- und personengeschichtlichen Aspekten das Ziel, die Strukturen der Neuen Musik unter dem rund zwölfjährigen musikästhetischen Diktat des Hakenkreuzes zu beleuchten und die (relative) Weite resp. Enge des besagten Spielraums auszuloten. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Christoph Flamm betreut. |
Breitenbach, Arno Musikalische Strukturen in Goethes Faust II und deren Rezeption im Musiktheater des 20. und 21. Jahrhunderts | Der zweite Teil der Faust-Tragödie gilt gemeinhin als schwer zugänglich. In seinem Spätwerk berührt Johann Wolfgang von Goethe eine Vielzahl an Themen und unterwirft sie den Zwängen des nach Fortschritt strebenden Menschen. Bei aller Komplexität der Dichtung scheinen durch die heterogene Gestalt des Dramentextes musikalische Strukturen hindurch. Zwischen antiken, mittelalterlichen und romantischen Musikanschauungen wird ein breites philosophisch-kulturelles Spektrum bedient und unterschiedliche Darstellungsebenen angesteuert. In dem Dissertationsprojekt sollen die musikalischen Ebenen des Dramas systematisch erschlossen und analysiert werden. Aus musikwissenschaftlicher Sicht ist dabei gerade die Frage nach Goethes Opernbegriff im Kontext seiner Zeit relevant und wie entsprechende musikalische Vorstellungen innerhalb des Werkes einzuordnen sind. Nach einer umfangreichen Recherche zu Anlehnungen an Faust II im weit gefassten Raum des Musiktheaters im 20. und 21. Jahrhundert sollen anhand der genannten Werke strukturelle und inhaltliche Bezüge zur Dramenvorlage aufgezeigt werden. Innerhalb der Rezeption, die sich über weite Teile des westlichen Kulturkreises erstreckt und einen breiten medialen Kontext bietet, steht dabei die Rolle der Musik und ihrer konzeptionellen Einbindung im Mittelpunkt. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Redepenning betreut. |
Broecker, Hans-Christoph Das Speculum Musicae des Jacobus von Lüttich: Gesamtübersetzung mit Erläuterungen | Das Speculum Musicae des Jacobus von Lüttich ist mit einem Umfang von rund 1.500 Seiten der größte Musiktraktat des gesamten Mittelalters. Wohl wegen seines Umfangs, aber auch wegen der dezidiert an der Musikvergangenheit vor 1280 orientierten Haltung des Autors gibt es bis heute keine deutsche Gesamtübersetzung. Die ersten 20 Kapitel von Buch I wurden vor längerer Zeit in einer Dissertation publiziert, ferner liegt eine Dissertation vor, die sich mit einigen Aspekten von Buch VI befasst. Ziel der Arbeit ist eine Gesamtübersetzung des Werkes ins Deutsche, kombiniert mit der Korrektur von einigen Fehlern und Ungenauigkeiten im lateinischen Text sowie einem ausführlichen Nachweis der Quellen, welche Jacobus benutzt hat. Stand der Arbeit: Buch I und Buch VII sind vollständig übersetzt und mit Annotationen zu Quellen bzw. Parallelstellen bei anderen Autoren versehen. Da dieses Projekt eigener Initiative entsprungen ist, gibt es bis jetzt dafür keine Betreuerin und keinen Betreuer. Ich habe es deshalb auch nicht als „Dissertationsprojekt“ bezeichnet. |
Chavarría, Luis Kompositorischer Wandel in für klassisches Schlagzeug komponierter Musik am Beispiel ausgewählter Werke E-Mail: luisachb1@gmail.com | In den letzten 15–20 Jahren hat sich im Bereich des Komponierens für das klassische akademische Schlagzeug eine neue Kompositionswelle verbreitet, die wiederum eine ganze Spielweise angestoßen hat. Diese ist weder ortsgebunden noch entspricht sie einem einzelnen oder partikulären Musikstil. Die Werke, die dieser Kompositionswelle zuzuordnen sind, weisen gegebenenfalls markant abweichende Schreibweisen und äußerst unterschiedliche musikalische Merkmale auf. Somit stellen sie für die Musiker*innen diverse technische Heraus- und Anforderungen beim Musizieren dar. Alle haben dennoch eines miteinander gemein: Es handelt sich um musikalische Werke, die auf keinem Instrument zu spielen sind. Sie gebrauchen den menschlichen Körper und jeden beliebigen Gegenstand – im musikalischen Einsatz –, anstelle eines konventionellen Instruments. Diese Tendenz ist eine der letzten von einer Kette verschiedener kompositorischer und performativer Tendenzen, die allmählich das Werden des Repertoires im heutigen offenen und breiten Spektrum des Schlagzeugbereiches bestimmt haben und deren Entwicklung bisher wenig und ungenügend erforscht worden ist. Es wird mit dieser Dissertation versucht, dieses musikwissenschaftliche Phänomen, das unzweifelhaft die gesamte Repertoirelandschaft des klassischen Schlagzeugs für immer komplett verändert hat, näher zu erläutern und zu dokumentieren. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Dorothea Redepenning betreut. |
Chernova, Elena Die frühe russische neumatische Mehrstimmigkeit. Vsenoščnoe bdenie | Zum Ende des 15. Jahrhunderts entsteht in der russischen liturgischen Praxis ein einzigartiges Phänomen – dissonante Mehrstimmigkeit, überliefert in Neumen und später in neumatischen Partituren. Diese autochthone Erscheinung repräsentiert im Laufe der zwei Jahrhunderte die liturgische Praxis der Hofsänger der Zaren und des Chores der Moskauer Patriarchen und stellt den Gipfel der russischen Gesangstradition des Mittelalters dar, auf die die westeuropäische Musik noch keinen direkten Einfluss nahm. Zwei mehrstimmige Satztypen, troestročie (dreistimmig) und demestvo (vierstimmig), funktionierten nach dem formelhaften ‚Cento-Prinzip‘, übertragen auf mehrstimmige Faktur. Aus dem Mittelalter übernimmt diese Mehrstimmigkeit den Grundsatz „ein Text = ein Gesang“, d. h., sie lässt keine Vielfalt der Textvertonungen zu. Laut jüngeren Studien sind die beiden Gesangstypen von vornherein als mehrstimmige entstanden, was der westeuropäischen Idee des Cantus firmus entgegensteht. Das Projekt beschäftigt sich mit der frühen russischen neumatischen Mehrstimmigkeit anhand von einem der zwei wichtigsten russisch-orthodoxen Riten – Vsenoščnoe bdenie (Nachtoffizium). Die Arbeit wird von Prof. Dr. Christoph Flamm betreut. |
Dilanyan, Yevgine Die Zweibrücker Hofmusik zur Regierungszeit von Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken | Der kleine Adelshof in Zweibrücken ging vornehmlich durch das eigenartige Mäzenatentum seiner Herrscher und die engen Verbindungen nach Mannheim und Paris in die Musikgeschichte ein. Neben den anderen Adelshöfen im deutschen Südwesten beeinflusste es die musikkulturelle Landschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unter den zwei Herzögen von Pfalz-Zweibrücken, Christian IV. und Carl II. August, erlebte die Musikpflege am Zweibrücker Hof zwei unterschiedliche Phasen der Blüte. Insbesondere die Regierungszeit von Christian IV. stand regelmäßig im Mittelpunkt der Forschung, da er viele prominente Musikerpersönlichkeiten förderte; hingegen wurde die Musikpflege unter Carl II. August kaum untersucht. Andererseits blieb eine systematische Grundlagenforschung aufgrund der stark zerstreuten Quellen lange aus. Da zahlreiche Archivalien und Musikalien aus der Zeit Carls II. August erhalten sind, lässt sich das Mosaikbild der Zweibrücker Hofmusik ab 1776 fast lückenlos herstellen. Dieser Aufgabe widmet sich dieses Dissertationsprojekt. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Silke Leopold betreut. |
Jang, Hyunjee Asian Concepts in American Music in the Second Half of the Twentieth Century E-Mail: hyunjee.jang@gmail.com | In American music in the 20th century, there were constant efforts to escape from Eurocentric tradition and concern on how to create unique sounds and ideas in the music in their way. Since the desire to differentiate their music grows further, American composers more focus on rhythm and timbre that were founded abundant sources in Asian and African ethnic music. With the time, Asian and African music began to emerge as original ideas and identity of American composers, when they tried to find musical and aesthetic alternatives outside of the Western European classic. This paper aims to cover the diverse aspects of Asian concepts in American music in the second half of the 20th Century. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Dorothea Redepenning betreut und auf Englisch verfasst |
Lüttin, Roman Kollaboratives Komponieren in der Frühen Neuzeit | Ziel des Dissertationsprojekts ist eine Untersuchung zu Motivationen, Kontexten und Modellen kompositorischer Zusammenarbeit vom späten 15. bis zum frühen 17. Jahrhundert. Das Phänomen kollaborativen Komponierens reicht von kleinen Revisionen und Korrekturfahnen der Komponistenkollegen bis zur gemeinschaftlichen Vertonung größerer Textkorpora, von der einmalig in Co-Autorschaft veröffentlichten Anthologie bis hin zum mehrfachen Auftritt als geschlossenes Komponistenkollektiv. Kollaborationen sollen im Rahmen des Projekts auf ihre didaktischen, sozialen und identitätsstiftenden Dimensionen befragt werden, auf ihre Funktionen in der Entwicklung frühneuzeitlicher Autorisierung, Repräsentation und musikalischer Autorschaft sowie auf ihre Rolle in der Ausbildung kompositorischer Konventionen und Normen. Im Zentrum stehen Werke aus dem Umfeld deutsch- und italienischsprachiger Musikinstitutionen. Das Vorhaben möchte produktionsästhetische Prozesse in kritischer Auseinandersetzung mit den monolithischen Kategorien „Werk“ und „Autor“ verfolgen und sich dabei den Fragen kompositions-, kultur- und sozialgeschichtlicher Art stellen, die das Phänomen kollaborativen Komponierens evoziert. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt betreut. |
Piecha, Joanna Die Oper in Neapel um 1800 | Die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert war von politischen Umbrüchen geprägt, insbesondere die Herrschaft Napoleons spielte dabei eine bedeutende Rolle. Denn diese war grundlegend für einen Wandel in Gesellschaft, Wirtschaft und einen Kulturtransfer – so auch in der italienischen Oper. In dem Dissertationsprojekt werden die kulturpolitischen und -wirtschaftlichen Einflüsse der Herrschaft Napoleons auf die neapolitanische Oper im französischen Jahrzehnt (1806–1815) untersucht. Dabei sollen die Einflüsse der französisch-napoleonischen Theaterpolitik auf das Opernsystem in Neapel – insbesondere auf dessen vier Theaterhäuser San Carlo, del Fondo, dei Fiorentini und Nuovo – dargelegt werden. Vor diesem Hintergrund werden die Organisation des Systems, dessen personelle Verbindungen sowie das Repertoire analysiert. Die Beurteilung des Beziehungsgeflechtes zwischen Aufführungsstätten, Politik und Musik stellt einen Beitrag zur Erforschung der neapolitanischen Oper dieser Zeit sowohl unter institutions- als auch gattungsgeschichtlicher Perspektive dar. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Silke Leopold betreut. |
Meašić, Magdalena Ideology and Gender: The Female Archetype in Soviet Opera E-Mail: magdalena.measic@gmail.com | The subject of this thesis is to uncover the almost marginalized Soviet operatic canon following the paradigms of socialist realism and offer a holistic and structured analysis of female characters presented in them. The Soviet government used art, and music in particular, in a very astute manner – not only it has become an instrument of discrete control and a fertile ground for spreading political ideology, but it was also used to build a new common consciousness and Soviet mythology. The point of this research is to fathom the female myth and the female archetype of the unjustly neglected decades of the Soviet opera through the oeuvre of Yurij Shaporin, Kirill Molchanov, Tikhon Khrennikov, and many other composers who contributed to the forming of a unique operatic narrative. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Christoph Flamm betreut. |
Pilz, Marius Die Vertonungen der Werke des Dichters Christoph August Tiedge | Das heute nahezu unbekannte Werk des Dichters Christoph August Tiedge (1752–1841) diente seinerzeit als Grundlage von über 100 Vertonungen vieler der bekanntesten Liederkomponisten des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Insbesondere sein umfangreiches Lehrgedicht Urania wurde in Auszügen immer wieder als Textgrundlage für Lieder und Kantaten herangezogen, doch noch zu Tiedges Lebzeiten geriet sein Stil außer Mode, und seine Werke und Werkvertonungen fanden im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts ebenso wenig Beachtung wie in der späteren germanistischen oder musikwissenschaftlichen Forschung. Ziel dieser Dissertation ist es, eine möglichst vollständige Aufarbeitung dieser Tiedge-Vertonungen in Angriff zu nehmen und dabei herauszufiltern, wie sich die große Popularität seiner Lyrik sowie deren rasches Abebben in Komponistenkreisen erklären lassen. Dabei sollen sowohl persönliche Musikerbeziehungen in der Vita des Dichters als auch poetische Qualitäten seines Werks berücksichtigt werden. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Dorothea Redepenning betreut. |
Roesler, Ulrike Das Liszt-Bild in der zeitgenössischen Musikpublizistik | Franz Liszt zählt zu den facettenreichsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts und schon zu Lebzeiten wurde ihm eine enorme mediale Präsenz in Biographien, Musiklexika, Fachbüchern und vor allem in Zeitschriften zuteil. Das Anliegen der Projektes ist es, das umfangreiche und durchaus heterogene Bild, das die zeitgenössische Musikpublizistik der frühen 1820er-Jahre bis in die späten 1880er-Jahre von Liszt zeichnet, in den Blick zu nehmen und zentrale Aspekte dieser ambivalenten Auseinandersetzung zu beleuchten. Mithilfe eines rezeptions- und diskursanalytischen Ansatzes der musikpublizistischen Forschung soll das Projekt ein quellenfundiertes Gegengewicht zu der in der Forschung bisweilen überakzentuierten Selbstinszenierung Liszts bilden und zugleich den Fokus auf zwei Rezeptionsstränge legen: die „Lebensbilder“ und die „Künstlerbilder“. Beide Stränge sollen zunächst für sich genommen dokumentiert, interpretiert und abschließend als Aspekte einer umfassenden musikpublizistischen Diskursgeschichte wieder zusammengeführt werden. Die Methode bietet die Chance, Liszts Rezeption nicht im Sinne von „wahr oder falsch“ biographisch interpretieren zu müssen und gestattet zudem, Abstand von verengenden Polaritäten wie „Virtuose versus Künstler“ oder „neudeutsche versus absolute Musikästhetik“ zu gewinnen. Mit dem Einbezug von Biographien, Musiklexika, Fachbüchern und einem breiten Panorama der musikalischen Fachzeitschriften soll ein Spektrum gewonnen werden, das das Publikationsnetzwerk um Liszt verdeutlicht und neben einzelnen Wortführern auch häufig anonym bleibenden Gelegenheitsrezensenten und Korrespondenten Raum gibt. Die Arbeit ist Teil des gleichnamigen DFG-Projektes und wird von Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt betreut. |
Smolkin, Kirill „C’est du Tchaïkowsky à travers…“: The Compositional Reception of Tchaikovsky’s Music E-Mail: kirillsmolkin95@gmail.com | This research is aimed at uncovering an unexplored subject of the reflection of Tchaikovsky’s music in subsequent art. Despite the worldwide popularity of Tchaikovsky, musicians have expressed controversial attitudes toward his works at different times and to varying degrees. There were, however, many composers who experienced the direct or indirect influence of the principles of Tchaikovsky’s art or integrated his musical themes into their works. The intention of this research, therefore, is to analyze the reception of Tchaikovsky’s music across different aesthetic trends, including popular culture. A view of Tchaikovsky through the prism of different stylistics would broaden the perspectives on his work as well as the music which followed. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Christoph Flamm betreut und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit einem Forschungsstipendium im Rahmen des Hilde Domin-Programms gefördert. |
Staasmeyer, Wiebke Heimatkonstruktionen in den Kalevala-Vertonungen | Das finnische Epos Kalevala, das aus mündlich überlieferten Volksgesängen (sog. Runen) von Elias Lönnrot kompiliert, 1835 erstmals und 1849 in erweiterter Form veröffentlicht wurde, diente fortan nicht nur Dichtern und bildenden Künstlern, sondern auch Komponisten als Inspirationsquelle. Insbesondere im Nationsbildungsprozess um 1900 nahm die Anzahl an Kalevala-Kompositionen, auch wegen zahlreicher Kalevala-Werke von Jean Sibelius, zu. In diesem Dissertationsvorhaben soll mit dem weit facettenreicheren, nicht allein auf Nationalität konzentrierten Heimatbegriff gearbeitet werden, um zu fragen, wie Heimat in ausgewählten Kompositionen konstruiert wurde und inwiefern die Werke an der Modellierung des Heimatbegriffs teilhatten. Damit kann gelingen, den Begriff „Heimat“ von „Nation“ zu trennen und ihn als regionales, transnationales oder universelles Phänomen zu begreifen. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt betreut. |
Varlemann, Lina Arthur Chappells Konzertmanagement | Bei der Ausbildung eines professionellen Konzertmanagements im 19. Jahrhundert nahm London, wo die Konzertlandschaft rein privatwirtschaftlich organisiert wurde, eine Vorreiterrolle ein. Eine wichtige Figur in dieser Entwicklung war der Konzertmanager Arthur Chappell (1834–1904). Er leitete die 1858 und 1865 gegründeten Monday und Saturday Popular Concerts, für die er die erfolgreichsten Musiker und Musikerinnen der Zeit engagierte und ihnen weitere Auftrittsmöglichkeiten inner- und außerhalb Londons vermittelte. Chappells Arbeit vereinfachte Konzertreisen nach Großbritannien sowie innerhalb des Vereinigten Königreichs und trug signifikant zur Professionalisierung der Londoner Konzertszene in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei. Ziel des Dissertationsprojekts ist die detaillierte quellenmäßige Dokumentation und historisch-kritische Untersuchung von Chappells Aktivitäten als Konzertmanager der Popular Concerts sowie seine Tätigkeiten als Künstleragent für renommierte Künstler und Künstlerinnen der Zeit. Vor dem Hintergrund der sich wandelnden Konzertlandschaft Londons im Laufe des 19. Jahrhunderts sollen ferner die Konzertreihen und ihre dramaturgischen Entwicklungen analysiert sowie kontextualisiert werden. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt betreut. |
Wambsganß, Margot Die Textvertonung in Carl Orffs „Catulli Carmina“. Schwerpunkt: Die Rhythmisierung im Spannungsfeld von Versmetrum, Versiktus und Wortakzent | Meine Arbeit soll einen Beitrag leisten zur Diskussion über das Problem der Rhythmisierung der Gedichte des römischen Dichters Catull in der Vertonung von Carl Orff als Ludi scaenici. In der Rhythmisierung dieser zwölf Gedichte, die Orff aus Catulls Gesamtwerk zu einer Art „Libretto“ zusammengestellt hat, berücksichtigt er nicht die Gesetze der antiken Metrik, was ihm vor allem die Altphilologen zum Vorwurf machen. In dieser Dissertation sollen deshalb folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Warum ignoriert Orff das Versmaß der Gedichte? Wie behandelt er die Sprache? Wie kompensiert er die „philologischen Mängel“? Werden die Texte durch seinen Freiraum, den er sich schafft, verfremdet oder erhalten sie gerade durch diesen „Makel“ besondere Originalität? Die Ergebnisse sollen dem Verständnis von Orffs Vertonung dienen und darüber Auskunft geben, ob die Missachtung der antiken Metrik überhaupt ein Qualitätskriterium ist. Auch sollen Vertonungen von Catull-Gedichten anderer Komponisten zum Vergleich herangezogen werden. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Silke Leopold betreut. |
Wilczek, Reinhard Die Marcia funebre bei Beethoven – Zur musikalischen Konzeption eines heroischen Gefühls | Ludwig van Beethoven hat die Marcia funebre in der Instrumentalmusik des frühen 19. Jahrhunderts mit nur zwei Kompositionen berühmt gemacht und als Gattung nobilitiert, indem er ein musikalisches Gebrauchsstück wie den Marcia funebre in die großen zyklischen Formen der Klaviersonate und Symphonie eingebunden hat. Zugleich vollziehen sich parallel zu dieser musikalischen Genese grundlegende politische, kulturelle und sozialgeschichtliche Veränderungen. In den französischen Revolutionsmusiken der napoleonischen Epoche, die Beethoven maßgeblich beeinflusst haben, konturiert sich eine neue, säkulare Form der Trauer, die den gefallenen Helden der Revolution Anerkennung und Ruhm verleihen will. Beethoven kondensiert diesen neuen Zeitgeist in seinen beiden Marce funebri aus op. 26 und 55. Ziel der Dissertation ist es, zentrale Strukturmerkmale sowohl des musikalischen als auch des geistesgeschichtlichen Umwandlungsprozesses sichtbar zu machen, die bei Beethoven mit der Transformation der Marcia funebre in die zyklischen Formen der Klaviersonate und der Symphonie einhergehen. |
Seit 2000 abgeschlossene Dissertationen
2023
- Kitzel, Adrian – Musik als Waffe. Beschallung als Instrument psychologischer Kriegsführung und Folter im globalen Krieg gegen den Terrorismus nach 9/11
- Mertens, Patrick – Musiktheater und Kommerz. Untersuchungen zum Wechselverhältnis von Kunst und Ökonomie am Beispiel des Londoner Musiktheatermarktes in den 1880er- und 1980er-Jahren
- Mihci, Cüneyt-Ersin – Forging National Music on Both Sides of the Aegean in the Nineteenth and Twentieth Centuries
- Pegah, Elnaz – Untersuchung zur Rezeption persischer Lyrik in der europäischen Kunstmusik am Beispiel der Werke von Saʿdī, Ḥāfeẓ und ʿOmar Ḫayyām
2022
- Bapst, Bianca – Himmlische Liebschaften. Die Mondreise im Musiktheater des 18. Jahrhunderts
- Becker, Manuel - Niccolò Zingarellis La distruzione di Gerusalemme und das Dramma sacro um 1800
- Binder Max - Ernst Kurth und Sergej Taneev. Philosophien linearer Satztechniken zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- Faschon, Alexander – „Man muß aber auch nicht überall nur unterhalten seyn wollen!“ Untersuchungen zur Werkanalyse in deutschsprachigen Musikzeitschriften (1766–1830)
2020
- Kim, Jieun – Koreanische Musik und Transkulturalität. Untersuchungen zum Spannungsfeld zwischen Verwestlichung und Koreanisierung exemplifiziert am Beispiel früher Liederbücher (1894–1923) und dem Schaffen von Young Jo Lee (*1943)
2019
- Barlas, Zara (Kunstgeschichte) – The Art of Imperial Entaglements: Nautch Girls at the British Canvas and Stage in the Long Nineteenth Century
- Samonà, Clara – Ein kreisender Monolog über Kafka: Salvatore Sciarrinos „La porta della legge. Quasi un monologo circolare“ und seine Rezeption in Deutschland
- Schultz, Wolfgang – „Das ‚Eine‘ (ist) das Ganze, im Werden“. Interkulturelle Prozesse in Klaus Hubers Golfkrieg-Kompositionen
- Peng, Bei – Musik als Harmonie von Himmel und Erde. Zhū Zăiyù (1536-1611) und seine Musiktheorie
- Werger, Susanne – Le Caractère destructeur dans l'Art: Manifestes, Musiques et Performance autour des deux conflits mondiaux (Der destruktive Charakter in der Kunst: Manifeste, Musik und Performance um die Weltkriege), Cotutelle-Projekt mit der Universität Straßburg
2018
- Del Zoppo, Silvia – „Ferramonti vergessen wir nicht“: perspectives on neclected KZ-Music in Italy through Kurt Sonnenfeld’s autobiographical experience (Cotutelle Prof. Groote und Prof. Dr. Cesare Ferdonandi, Università di Milano)
- Springfeld, Sara – Modi di cantar sonetti: Italienische Sonettvertonungen bis ins 17. Jahrhundert
- Tarling, Paul – KrafftSprüchlin Altes und Newen Testaments": Johann Hermann Scheins Israelsbrünnlein (1623)
2017
- Ziech, Benjamin – African Art Music. Eine Analyse der Musik und dem Verhältnis zum Stereotyp Afrikas
- Curkuvic, Ivan – The Vocal Duet and G.F. Handel's Italian Contemporaries. An Attempt at a Comparison
- Faist, Christine – Zwischen Innovation und Tradition: Luis de Góngora 1927 und die Musik
2016
- Rilling, Daniel – Die Rezitative in den Opern Georg Friedrich Händels. Vers - Rhythmus - Melodische Gestaltung
- Sturm, Johannes – Der Violoncellist Johann Rudolf Zumsteeg und sein Werk
2014
- Fabian, Sarah-Denise – ‚aufgeweckte Einfälle‘ und ‚sinnreiche Gedanken‘ – Witz und Humor in Ouvertürensuiten Georg Philipp Telemanns
- Hung, Kuo-Hsiang – Johann Stamitz‘ Violinkonzerte
- Lampe, Luise - „Unendlich viel Spiritualität.“Religiöse Musikdeutung in der gegenwärtigen Klassikszene
- Sibille, Christiane – „Harmony must dominate the world“. Internationale Organisationen und Musik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
2013
- Fuhr, Michael – Sounding out K-Pop. Globalization, Asymmetries, and Popular Music in South Korea
- Kuhl, Adrian – „Allersorgfältigste Überlegung“. Nord- und mitteldeutsche Singspiele in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
2012
- Bertola, Mauro – Die Macht der Vergangenheit. Musikwissenschaft, Rundfunk und Nation im deutsch-italienischen Musikdiskurs 1890–1945
- Voelker, Elke – Der estnische Komponist Rudolf Tobias (1871–1918) – Leben und Werk
- Yang, Hsiao-hua – Die Rezeption der Zen-Ästhetik in der Musiktheorie und Praxis – Untersuchungen zu Aspekten des Zen-Buddhismus in den ausgewählten Werken von Cage, Takemitsu und Zender
- Zink, Michael – Theorie ohne Praxis? Italienische Kontrapunkt-Traktate in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
2011
- Kupfer, Diana – Nec tecum nec sine te: Language-Music Interplays in Musical Responses to Samuel Beckett
- Büchner, Susanne – Friedrich Kiels Klavier-Kammermusik in Sonatenform
- Schnieders, Hans – Fingersätze für Tasteninstrumente aus dem Umfeld Sweelincks und seiner Schüler
- Sorg, Timo – „Beziehungszauber“.Musikalische Interpretation und Realisation der Werke Thomas Manns
- Krimm, Dorothea – Musikalisches Figurentheater im Europa des frühen 20. Jahrhunderts
- Krämer, Laura – Parallele Stimmführung bei Bartók. Struktur und Funktion einer Setzweise
2010
- Antulov, Izabela – Lutoslawskis Rezeption diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs
- Blaich, Doris – Samuel Friedrich Capricornus. Untersuchungen zu seinen vokal-instrumentalen geistlichen Konzerten und Verzeichnis seiner Werke
2009
- Adam Gellen – Brahms und Ungarn – Biographische, rezeptionsgeschichtliche, quellenkritische und analytische Studien
- Billy Kristanto – The musical settings of Psalm 51 in Germany c. 1600-1750 in the perspectives of reformational music aesthetics
- Jessica Riemer – Todesthematik in Rainer Maria Rilkes Frühwerk. Studien zur literarischen und musikalischen Rezeption am Beispiel ausgewählter Vertonungen
2008
- Miriam Weiss – „To make a lady out of jazz“. Die Jazz-Rezeption im Werk Erwin Schulhoffs
2007
- Matthew Gardner – Handel and Maurice Greene’s Circle at the Apollo Academy: The Music and Intellectual Contexts of Oratorios, Odes and Masques
- Juliane Hirschmann – Gerichtsverhandlungen in dramatischer Musik. Untersuchungen zu Überzeugungsstrategien in Oratorium, Oper und Schauspiel mit Musik am Beispiel von Vertonungen der Erzählung vom Salomonischen Urteil und vom Kreidekreis
- Ann-Christin Mecke – Der Stimmwechsel und die deutsche Chorpraxis im 18. und 19. Jahrhundert
- Alexandra Ziane – Amor divino – Amor profane. Liebe in geistlicher Musik und bildender Kunst in Rom um 1600
2006
- Gregor Herzfeld – Prozeß und Epiphanie. Zeit in der experimentellen amerikanischen Musik von Charles Ives bis La Monte Young.
- Angela Knapp – Christoph Willibald Gluck, Il trionfo di Clelia. Dramma per musica in drei Akten von Pietro Metastasio
- Philine Lautenschläger – Phädra-Vertonungen im 18. Jahrhundert von Jean-Philippe Rameau, Tommaso Traetta und Giovanni Paisiello
2005
- Katharina Kost – Das tragico fine auf venezianischen Opernbühnen des späten 18. Jahrhunderts
2004
- Thorsten Augenstein – Musik des 18. Jahrhunderts im oberschwäbischen Raum, Pater Ernestus Weinrauch (1730–1793), OSB, Zwiefalten
2003
- Antje Tumat – Ästhetik und Dramaturgie Ingeborg Bachmanns und Hans Werner Henzes Der Prinz von Homburg
2002
- Georg Bießecker – Fünfstimmige Choralsätze des 16. und 17. Jahrhunderts
- Nanna Koch – Kammermusik von Domenico Dragonetti
- Hsiao-Yun Kung – Von der Moderne zur Tradition. Jiang Wenye und sein Musikschaffen
- Almut Runge-Woll – Emilie Mayer. Leben und Werk
- Thomas Scheliga – Schloß und Lustgarten in Hessen am Fallstein
- Hendrik Schulze – Odysseus in Venedig. Sujetwahl und Rollenkonzeption in der venezianischen Oper des 17. Jahrhunderts
2001
- Ruth Maria Gleißner – Der „unpolitische” Komponist als Politikum: Rezeption von Jean Sibelius im NS-Staat
- Heike Jacobsen – Robert Schumanns Chorballaden nach Texten von Ludwig Uhland
- Werner Strinz – Variations sur „l'inquiétude rythmique“ : Untersuchungen zur morphologischen und satztechnischen Funktion des Rhythmus bei Oliver Messiaen, Pierre Boulez und Jean Barraqué
2000
- Matthias Günther (NF) – Prinzipien der Interpretation: Rationalität und Wahrheit. Donald Davidson und die Grundlagen einer philosophischen Theorie des Verstehens
- Gunnar Hindrichs (NF) – Negatives Selbstbewusstsein. Überlegungen zu einer Theorie der Subjektivität in Auseinandersetzung mit Kants Lehre vom transzendentalen Ich
- Martin Krähe – Ignaz Holzbauer: Alessandro nell’Indie. Vergleichende Studien zu Melodiebildung und Affekt in der Opernarie an der Schwelle zur Klassik
- Christiane Wößner (NF) – Qua parlón fa noantri! Spracherhalt und ethnische Identität in Chipilo - einer Sprachinsel des Veneto in Mexiko