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Thibaut – Sammler, Netzwerker, Musikdenker: Vortragskonzert am 10. Juli 2025

Thibaut

Anton Friedrich Justus Thibaut (1772 bis 1840) war nicht nur ein bedeutender Rechtsgelehrter der Universität Heidelberg, sondern mit seinem Singkreis und seinen musikästhetischen Überlegungen auch eine maßgebliche Größe im Musikleben des frühen 19. Jahrhunderts. In einer öffentlichen Veranstaltung, zu der das Musikwissenschaftliche Seminar am 10. Juli 2025 einlädt, wird der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Konrad, Seniorprofessor an der Universität Würzburg, Thibauts Leben und Werk näher beleuchten. Eingebettet ist der Vortrag in ein ausführliches Musikprogramm, das der Bariton Jonas Müller und der Pianist Aris Blettenberg mit Liedern von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann gestalten werden. Die Veranstaltung mit dem Titel „Sammler, Netzwerker, Musikdenker“ findet in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 17 Uhr.

Nach Professuren an den Universitäten Kiel und Jena wurde Anton Friedrich Justus Thibaut 1805 an die Universität Heidelberg berufen. Dort hatte er zeitweise auch die Universitätsleitung inne. Der Wissenschaftler galt als einer der bedeutendsten Vertreter des Römischen Rechts. Neben seinen juristischen Arbeiten verfasste er die musikästhetische Streitschrift „Über Reinheit der Tonkunst“, die erstmals 1825 erschien und als grundlegendes Werk der kirchenmusikalischen Erneuerungsbewegung gilt. Bereits 1814 hatte Thibaut einen Singkreis ins Leben gerufen, in dem vor allem Vokalmusik des 16. bis 18. Jahrhunderts gepflegt wurde. Der Singkreis entwickelte sich zu einem wichtigen Treffpunkt für musikbegeisterte Bürgerinnen und Bürger Heidelbergs.

Der Musikwissenschaftler Ulrich Konrad gilt als Experte für die europäische Musik des 17. bis 20. Jahrhunderts und erhielt 2001 als erster und bislang einziger Musikwissenschaftler den renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach seiner Habilitation im Jahr 1991 an der Universität Göttingen mit einer Studie über Mozarts Schaffensweise lehrte er von 1993 an als Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau Musikwissenschaft. 1996 wurde er auf eine Professur an die Universität Würzburg berufen. Dort ist er seit Oktober 2023 als Seniorprofessor am Institut für Musikforschung tätig. Sein Vortrag in Heidelberg trägt den Titel „Vom deutschen Reinheitsgebot für Recht und Musik. Überlegungen zu Anton Friedrich Justus Thibaut“.

Zum Erscheinen von Anton Friedrich Justus Thibauts Buch „Über Reinheit der Tonkunst“ vor 200 Jahren finden noch zwei weitere Veranstaltungen in Kooperation mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg statt. Im Museum für sakrale Kunst und Liturgie in der Jesuitenkirche werden Exponate aus dem musikalischen Nachlass von Anton Friedrich Justus Thibaut präsentiert. Die von Studierenden des Musikwissenschaftlichen Seminars erarbeitete Ausstellung ist dort vom 7. Juli bis zum 30. September 2025 zu sehen. In einem Konzert am 11. Juli 2025 wird die Cappella Palatina Heidelberg ein Konzert mit Musik aus der Sammlung Thibaut sowie Ausschnitten aus seiner Schrift „Über Reinheit der Tonkunst“ gestalten. Die Veranstaltung in der Heidelberger Jesuitenkirche beginnt um 19.30 Uhr.